Gute Beispiele

Tarek und Mohammad Alhussein laufen locker ihre Bahnen, sind sehr konzentriert – nur wenn jemand im Stadion an ihnen vorbeiläuft, heben sie die Hand zum Gruß und lächeln. Jeder kennt die beiden und die beiden kennen jeden hier. Denn ihre Geschichte hat sich herumgesprochen als Beispiel dafür, wie gut Integration funktionieren kann.
Die beiden Brüder sind aus dem Krieg und dem Terror in Syrien nach Deutschland geflohen. Ungefähr ein Jahr ist es beim 29-jährigen Tarek her, knappe acht Monate ist sein Bruder (27) in Deutschland. Sie haben in drei Monaten eine Route zu Fuß hinter sich gelegt, die sich die meisten von uns kaum vorstellen können. Tarek hat schon in seiner Heimat Leichtathletik gemacht und hatte vor einem Jahr eine Werbung für den Heidelauf in Coesfeld bemerkt. Seinen Flüchtlingshelfer fragte er, ob er mitmachen dürfe und nach Absprache mit Abteilungsleiter Fabian Dasbach und Trainer Bernd Bohmert stand fest: kein Problem. Nur Sportsachen besaß Tarek nicht und trainierte erst einmal ohne. Pünktlich zum Lauf organisierte der Verein ihm Laufkleidung.
„Ich habe hier so tolle Menschen kennengelernt, denen ich so dankbar bin. Ohne sie hätten Mohammad und ich es niemals so weit geschafft“, bedankt sich Tarek in sehr gutem Deutsch. Denn er hat inzwischen nicht nur zwei Deutschkurse an der VHS gemacht, auch die Eltern von Fabian Dasbach haben mit ihm gelernt, genau wie seine deutsche Freundin. „Ich habe jetzt mehrere Familien“, findet Tarek. „Eine in Syrien und eine in Coesfeld. Das Training hat mir sehr geholfen, Leute kennenzulernen und meine Sprachkenntnisse anzuwenden. Inzwischen konnte ich sogar ein Praktikum machen und mit meinem Bruder in eine eigene Wohnung ziehen, alles mit Hilfe aus dem Verein.“
Drei bis vier Mal in der Woche kommt er zum Training, jeden Dienstagabend treffen sich 15 bis 20 Läufer im Stadion Nord in Coesfeld. Seit einiger Zeit bringt er Bruder Mohammad mit, der zwar keine Erfahrung mit Leichtathletik, aber trotzdem gute Freunde dort gefunden hat. „Die beiden sind offen und interessiert am Leben in Deutschland, helfen ehrenamtlich zusammen mit den anderen Teilnehmern und gehen von selbst auf die Leute zu!“, freut sich Fabian Dasbach. Und auch auf der Bahn ist Trainer Bernd Bohmert mit den Brüdern sehr zufrieden: „Tarek ist einer unser Topläufer, wir zählen auf ihn.“ Schon bald steht nämlich der letzte Teil der Winterlaufserie in Duisburg an und der junge Syrer ist einer derer, die das Team nach vorne gebracht haben. „Wir halten durch!“ verspricht Tarek.
Und das gilt auch für seine Zukunft. Während Mohammad bereits Asyl in Deutschland hat, wartet Tarek seit Wochen auf seinen Bescheid und hofft, dass er nicht zurück muss nach Ungarn, wo er das erste Mal registriert wurde. „Es gibt Leute, die Helfen glücklich macht! Und ich bin so froh, dass wir sie hier gefunden haben!“
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